Lesung mit Autorin Ahima Beerlage aus “Lesbisch. Eine Liebe mit Geschichte”
verschoben; der neue Termin wird baldmöglichst bekannt gegeben
15:30 Uhr
Eintritt: € 10,00 inklusive Kaffee/Tee und ein Stück Kuchen

Aufgewachsen in einem streng katholischen Elternhaus war ihr Coming out alles andere als einfach. In ihren Erinnerungen schildert die Aktivistin, Moderatorin, Queer-Party-Veranstalterin, Autorin und Redakteurin den Prozess vom befreienden Moment im Jahr 1980 über alle Metamorphosen und unterschiedlichste Stationen in ihrem Leben bis heute. Ihr Buch stellt ein individuelles wie gesellschaftlich wertvolles Zeitdokument der Lesbengeschichte aus persönlichster Perspektive dar. Im Interview mit AVIVA spricht Ahima über Etiketten bzw. Label-Schubladen, ihre Motivation, dieses Buch geschrieben zu haben und Visionen für eine gemeinsame, für eine freiere Gesellschaft, in der Ausgrenzungen auch innerhalb der Community endgültig ad acta gelegt werden.

“Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als ich 1980 auf dem Rand des verwitterten Brunnens mitten auf dem Marktplatz in Marburg saß. Ich spüre noch die Frühlingssonne auf meiner Haut, das Kribbeln und diese Wärme in meinem Bauch, die sich langsam ausbreitete in Arme und Beine, bis ich nicht anders konnte, als laut loszuschreien. Leute drehten sich verwundert zu mir um, aber mir war das egal. Ich hatte zum ersten Mal seit vielen Jahren das Gefühl, richtig in der Welt zu sein. »Ich bin lesbisch.« Das war der Satz, der mir Einsamkeit und Scham nahm und das Gefühl, krank oder einfach nur falsch zu sein. Ein überwältigend schönes Gefühl.”

Wohl jede kann sich noch gut an ihr Coming Out erinnern, weiß, wie schwierig oder leicht der Weg dahin war, vor allem aber ist sie sich einer – alle Lesben verbindenden – Tatsache bewusst: das Coming Out ist keine einmalige Sache, mit der Du der Welt enthusiastisch mitteilst, dass Du Frauen liebst. Vielmehr bedeutet ein Coming Out auch ein “lebenslänglich”, es bedeutet, sich in den unterschiedlichsten Kontexten immer wieder neu zu “outen”.

Ahima Beerlage hat es seit diesem Moment im Jahr 1980 immer wieder, bewundernswert mutig, getan. In familiären wie in beruflichen Zusammenhängen, von denen sie in diesem Buch ebenso erzählt wie von Konflikten, Herausforderungen, Diskriminierungen und auch den vielen Glücksmomenten.

Doch nicht nur um den Moment ihres Jahre zurückliegenden Outings geht es hier, vielmehr um den Prozess und die Auseinandersetzungen, die dafür nötig waren und sind. Denn für Ahima Beerlage gilt: Das Private ist politisch. Und so setzt für sie die Definition von lesbischer Identität voraus:

“Der Begriff »lesbisch« bedeutet für mich emotionale, politische und identitätsstiftende Heimat. Lesbisch zu sein ist dabei für mich immer subversiv, liebevoll parteilich für Frauen und im Feminismus verwurzelt.”

Wir danken der LAG Lesben NRW für die finanzielle Unterstützung.